Kombinationsexpositionen von Ganzkörper-Vibrationen und Körperhaltungen

  • Combined exposures of whole-body vibration and posture

Raffler, Nastaran; Ochsmann, Elke Birgit (Thesis advisor); Dißelhorst-Klug, Catherine (Thesis advisor)

Aachen (2017)
Doktorarbeit

Dissertation, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, 2017, Kumulative Dissertation

Kurzfassung

Zusammenfassung der Arbeit in deutscher SpracheKombinationsexpositionen "Ganzkörper-Vibrationen und Körperhaltungen"Nastaran RafflerRückenschmerzen im Bereich der Lenden- und Halswirbelsäule sind die meist angegebenen Beschwerden von den Berufsfahrern. Medizinische Behandlungen und Arbeitsunfähigkeit sind die kostspieligen Konsequenzen. Neben Ganzkörper-Vibrationen (GKV) zählen ungünstige Körperhaltungen (UKH) zu den wichtigsten physikalischen Belastungen, die die Muskel-Skelett-Beschwerden (MSB) beeinflussen oder gar verursachen. Aufgrund der hohen Kosten und der Komplexität der Feldmessungen sind diese Expositionen bisher meist mit Selbsteinschätzungen und Fragebögen erfasst und bewertet worden.Diese Arbeit baut auf einer Machbarkeitsstudie auf, in der gezeigt worden ist, dass die Kombinationsexposition von GKV und UKH mit dem Messsystem CUELA (Computer-Unterstützte Erfassung und Langzeit-Analyse) gemessen werden kann. Um dieses Verfahren weiterzuentwickeln, werden zwei Ansätze verfolgt: (1) Erstmaliger Einsatz des Messsystems an repräsentativen Arbeitsplätzen und Entwickeln eines praxistauglichen, quantitativen Bewertungsverfahrens für die Messergebnisse (2) Vergleich der Belastungseinschätzung in Fragebögen mit Feldmessungen. (1) Mit Hilfe von CUELA wird zum ersten Mal die Kombinationsexposition aus GKV und UKH bei verschiedenen Berufsfahrern während ihrer Tätigkeiten gemessen (Straßenbahn, Hubschrauber, PKW, Bus, Gabelstapler, Mobilbagger, Radlader, Traktor, Dieselhubwagen). Im Ergebnis sind die UKH-Belastung für den Radlader- und Traktorfahrer am höchsten, während der Hubschrauberpilot und der Busfahrer die geringsten UKH-Belastungen aufweisen. Betrachtet man die Kombinationsexpositionen, werden für den Traktor- und Dieselhubwagenfahrer die höchsten Belastungen gemessen. Dadurch ist die Kombinationsexposition GKV-UKH für die untersuchten Fälle erstmals quantitativ Tätigkeiten in Fahrzeugen zugeordnet worden, was eine Grundlage für zukünftige Bewertungen und weitere Untersuchungen bietet (z. B. Probandenauswahl in Fall- Kontroll-Studien).Zusätzlich ist ein neues Schema zur quantitativen Auswertung der Kombinationsexposition aus GKV und UKH vorgestellt worden. Bisher sind die Messwerte anhand von Literatur- und Normangaben für jeden gemessenen Körperwinkel einzeln bewertet und mit den Messwerten für GKV zusammengefasst worden. Mit dem neuen Schema ist es möglich, die Kombinationsbelastung aller Körperwinkel in einem einzigen Kennwert darzustellen, was ein wesentlicher Vorteil für den Einsatz in der Praxis ist. (2) In der folgenden Studie sind die Vergleichbarkeit und die Grenzen von Selbsteinschätzungen der Kombinationsexposition in Bezug zu Feldmessungen untersucht worden. Dabei soll zum einen der Zusammenhang der Daten aus Fragebögen und Feldmessungen untersucht werden und anderseits die Faktoren identifiziert werden, die das Empfinden der Probanden gegenüber GKV beeinflussen können. Hierfür sind die Eigenangaben zur Exposition von 45 Berufsfahrern mit den Daten der Expositionen von GKV und UKH aus Feldmessungen verglichen worden. Die MSB sind ebenfalls als zusätzlicher Einflussfaktor untersucht worden. Obwohl die gemessene GKV-Exposition für alle Fahrer sehr ähnlich und gering gewesen ist, gibt es Probanden, die die GKV Exposition überschätzen ("GKV-Überschätzer"). Diese haben signifikant höhere Belastungen im Bereich der Rücken- und Kopf-Neigung und signifikant höhere MSB in den Bereichen Brust-, Halswirbelsäule und Schulter-Arm als die Probanden, die die GKV-Exposition nicht überschätzen.Es zeigt sich also, dass die Selbsteinschätzung der GKV-Belastung signifikant durch Faktoren wie UKH und MSB beeinflusst werden kann, was die Wichtigkeit objektiver Felduntersuchungen von Berufsfahrern unterstreicht, und was in weiteren Untersuchungen immer mitberücksichtigt werden sollte.In der Gesamtschau ist in der vorliegenden Arbeit ein Verfahren zum Messen und Bewerten der Kombinationsexposition aus GKV und UKH erstmals im betrieblichen Arbeitsumfeld eingesetzt worden und es ist ein neues Schema zur quantitativen Auswertung vorgestellt worden. Außerdem sind Einflüsse auf die Selbsteinschätzung von GKV-Belastungen untersucht worden, was die Wichtigkeit von Feldmessungen im Vergleich zu Fragebögen für zukünftige Untersuchungen hervorgehoben hat.

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