Lehren und Lernen
Prüfen mit Papier und mehr
Im Zentrum klassischer mündlicher und schriftlicher Prüfungen steht oft die bloße Wissensreproduktion. Diese Beschränkung kann in Blended Assessments durch den Einsatz elektronischer Unterstützung aufgehoben und um die Erhebung praktischer Fertigkeiten erweitert werden.
In den Fächerkombinationen Ingenieur- bzw. Naturwissenschaften und Medizin werden elektronische Geräte in Klausuren und mündliche Prüfungen derart integriert, dass zur Aufgabenbearbeitung Handlungskompetenzen erforderlich sind, indem beispielksweise in der Prüfung ein EKG gemessen und ausgewertet wird. Durch diese Kopplung im Sinne des constructive alignment steigen die Prüfungsvalidität und die Orientierung an den beruflichen Anforderungen.
Der Grad der Zielerreichung des Projekts wird mit quantitativen und qualitativen Methoden gemessen. Da computerunterstützte Prüfungen an der RWTH Aachen inzwischen standardisiert sind und Teile des Projekts in Pilotstudien vorbereitet wurden, kann die Umsetzung ohne große Umstellungen in der Prüfungsorganisation erfolgen.
Das Projekt vereint so die Gütekriterien Validität, Praktikabilität und Ökonomie in kompetenzbasierten Prüfungen.
Problemorientierte Praktika
Insbesondere in anwendungsorientierten Fächern des Studiums wird deutlich, dass zur Analyse und Lösung vieler relevanter Problemstellungen praktische Fertigkeiten erforderlich sind. Diese bewegen sich zwischen klassischen fachlichen Fertigkeiten und überfachlichen Schlüsselqualifikationen.
Ein Ansatz, das Problem in den Fokus der universitären Ausbildung zu setzen, ist das klassische „Problemorientierte Lernen“, POL. Hier bilden schriftlichen Fallvignetten die Basis der studentischen Lernphasen, die mit Hilfe des vorgegebenen und etablierten Sieben-Schritte-Schemas jedoch hauptsächlich die Wissens- und Analyseebenen adressieren.
Um einerseits dem arbeitgeberseitig stetig kommunizierten Anforderungsprofil an Hochschulabsolventen zu entsprechen und andererseits einer umfassend interdisziplinären Ausbildung Rechnung zu tragen, wurde das aus dem POL bewährte problemorientierte Arbeiten um eine praktische Komponente erweitert zum „Problemorientierten Praktischen Lernen“, kurz: POPL.
Gleichsam als Nebeneffekt ergibt sich im Vergleich zum POL eine Reduzierung des erforderlichen personellen Aufwands bei einer gleichzeitigen Steigerung der Eigeninitiative der Studierenden.